Geschichte

Namensherkunft

Der Name Strimmig, früher Stremig, oder Stremich, ist indogermanisch-keltischen Ursprungs. Strymu = abschüssig, bedeutet so viel wie „im Hang“.


Römerzeit

Entlang der heutigen L 202 zwischen Mittelstrimmig und Blankenrath wurden Reste einer römischen Siedlung (Vicus) gefunden. Nachforschungen ergaben, dass eine wichtige keltisch/römische Verkehrsstraße hier entlang führte. Hierzu heißt es in einer Schulchronik:
... faktisch ist, dass auf dem Distrikt genannt "Die Mauer" die deutlichen Überreste eines gewaltsam zerstörten Etablissements von größerem Umfang noch heute zu erkennen sind ...

Dieser alte Fernweg von der Mosel über Kirchberg nach Kirn an der Nahe wird heute als Keltenweg Nahe–Mosel touristisch beworben und vermarktet. Funde aus dieser Zeit sind im Heimatmuseum des Ortes ausgestellt.


Mittelalter

Eine erste Erwähnung des Namens Strimmig findet man in einer Urkunde des Grafen Simon von Sponheim-Kreuznach auf dem Jahre 1259. Darin einigte sich Heinrich, Herr von Ehrenberg mit dem Grafen Simon über das Erbe aus der Grafschaft Sayn über die Vogtei Strimmig. Mittelstrimmig gehörte im Mittelalter zu den „Dreiherrischen Gerichten“. In Mittelstrimmig waren die drei Herren: Kurtrier, Sponheim und Braunshorn (Zustand bis 1367). 1437 stirbt Johann von Sponheim als letzter Graf des Herrscherhauses Sponheim. Die Grafschaft fällt ungeteilt – als ein Kondominium (Gemeinherrschaft) – an Markgraf Bernhard von Baden und Graf Friedrich zu Veldenz. Hierzu gehörte auch der Sponheimer Anteil am „Dreiherrischen Gericht“, welches von Kastellaun bzw. Traben verwaltet wurde. 1444, nach dem Tod von Graf Friedrich von Veldenz, erfolgt die Zusammenlegung der Grafschaft Veldenz mit dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken unter Herzog Friedrich I.
Frühe Neuzeit [Bearbeiten]

Um das Jahr 1637 stirbt die Familie derer zu Winneburg-Beilstein aus (als Erben der Braunshorner). Die Herrschaft übernimmt die Familie Metternich – aber erst um 1652. Um 1776 erfolgt die Aufteilung der Gemeinherrschaft Grafschaft Sponheim. Das „Dreiherrische“ fällt an Pfalz-Zweibrücken. In den Verträgen von 1780 und 1784 erfolgt die Teilung des Dreiherrischen Territoriums. Die zu Winneburg-Beilstein bzw. deren Nachfolger erhalten die Vogtei Strimmig. Seit dem Mittelalter bilden die vier Ortschaften Mittelstrimmig, Altstrimmig, Liesenich und Forst den Strimmiger Berg. Bis 1781 gehörten die Ortschaften zum „Dreiherrischen Territorium“. Wie im Beltheimer Gericht teilten sich Kurtrier, Sponheim und Braunshorn (später Winneburg und Metternich) die Landesherrschaft. Ab 1794 stand der Ort unter französischer Herrschaft.


19. Jahrhundert

1814/1815 wurde Mittelstrimmig auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet. Trotz gestatteter Reisefreiheit blieben Betteln und Herumstreunen strafbar. Das Problem der Menschen ohne festen Wohnsitz, soziale Absicherung und die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt allein zu bestreiten, betraf auch die Ortschaften auf dem Strimmiger Berg. Ca. 1842 wurde durch die preußische Regierung ein Gesetz erlassen, das jeden preußischen Bürger verpflichtete, einen festen Wohnsitz zu haben, und die Gemeinden verpflichtete, ansiedlungswillige Familien aufzunehmen. Viele Angehörige der vagierenden Armut nahmen die neuen Möglichkeiten gerne wahr. So wurden in den Gemeinden des Strimmiger Berges die Ortsteile Klein-Frankreich gegründet. Frankreicher waren zwar ordentliche Gemeindeangehörige, wurden aber von der eingesessenen Bevölkerung sozial weiter ausgegrenzt.

Zwischen 1817 und 1830 war Mittelstrimmig wie auch die anderen Gemeinden unter eigenständiger Verwaltung. Wie in ganz Deutschland stieg auch in Mittelstrimmig im 19. Jahrhundert die Sehnsucht, nach Amerika auszuwandern, da in der Region des heutigen Rheinland-Pfalz und Hessen politische Unzufriedenheit und Mangel an Erwerbsarbeit herrschte. Nach dem Ende der Französischen Revolution keimte die Hoffnung der Bürger auf Besserung der sozialen Lage, die jedoch ausblieb.

Am 26. Mai 1852 verließen 151 Personen (56 Personen bis 14 Jahre, 95 Personen über 14 Jahren) Mittelstrimmig in Richtung New York, wo sie am 13. Juni 1852 an Land gingen. Ihr neuer Wohnsitz lag im Staat Wisconsin u.a. in den Orten Green Bay, Washington County, Sheboygan, Milwaukee, Germantown, Farmington, Cedarburg und Appleton. Die nächste Auswanderungswelle folgte im Juli 1853. In diesem Monat verließen weitere 39 Personen den Ort, ebenfalls mit dem Ziel New York. Die Reiseroute führte entweder über Köln, Antwerpen, Liverpool oder Hamburg und Bremen. Die restlichen Auswanderer – 54 Personen – verließen Mittelstrimmig in den Jahren von 1829 bis 1890 nach Süd- und Nordamerika. In Südamerika waren es die Gegenden um Porto Alegre, Santa Cruz do Sul und San Jose. Bis heute bestehende Gemeinden bilden Novo Hamburgo (dt. Neu Hamburg), São Leopoldo und Rio Grande. 31 Zeitungen und über 150 Vereine wurden von den Kolonisten gegründet.

Die Reisekosten in Höhe von 22.015 Talern, 221 Silbergroschen und 46 Pfennig (für alle Auswanderer von Mittelstrimmig, Altstrimmig, Liesenich, Grenderich und Senheim wurden von den genannten Gemeinden getragen.) Hiervon entfielen auf die Gemeinde Mittelstrimmig 5.578 Taler. Alleine um die Reisekosten von 1852 zu zahlen, mussten neben dem Einsatz anderer Ressourcen 308 Morgen Wald geschlagen werden.

In einem Brief in die Heimat warnte ein Strimmiger Auswanderer die Menschen, nicht über Liverpool auszuwandern. Auszug aus dem Brief:

... waren die Reisenden schon 2 Tage auf dem Schiff, ohne einen Trunk Wasser oder Lebensmittel erhalten zu haben. Dann endlich gab man Ihnen Proviant für eine Woche, der eben nicht nur ganz verdorben sondern auch so gering an Quantität war, dass er wohl kaum auf einen Tag ausreichte ...

In den anderen Auswanderungsorten war die Verpflegung etwas besser. Es wurden zwei Reglements ausgewiesen (alle Wertangaben in Pfund)

Beim belgischen Reglement gab es für eine Woche: (das bessere) 4 Zwieback; 1 Fleisch, 11,5 Mehl; 3/5 Erbsen, 1 Reis; ½ Gerste, Butter, Bohnen, dazu Salz, Essig, Sirup, Pflaumen.

Beim englischen Reglement gab es für eine Woche lediglich: 2 ½ Zwieback, 1 Mehl, 2 Reis, 5 Hafergrütze, ½ Zucker und Sirup, 2 Loth Thee


Erster Weltkrieg

Den Menschen im Hunsrück war die Kriegsgefahr gar nicht bewusst. Erst Mitte Juli wurde erkennbar, dass eine militärische Auseinandersetzung bevorstand. Den Bürgern in Mittelstrimmig wurde die Nachricht mittels Ortsschelle bekannt gemacht. Am 6. August gab Kaiser Wilhelm II. einen Erlass heraus. Wenige Tage später verließen Soldaten aus Mittelstrimmig Ihre Heimat. Mit der Niederlage Deutschlands brach auch für die Menschen in Mittelstrimmig ein Welt zusammen. Nicht nur, dass die Monarchie beendet war, sondern auch der hohe Blutzoll, der gezahlt werden musste, bedrückte die Bürger. 9 Bürger aus Mittelstrimmig fielen für Kaiser und Reich. Auf ihrem Rückzug aus den Dörfern ließen die Soldaten auch Waffen und Munition zurück. Zivilisten nahmen diese an sich und gingen auf die Jagd. Nach dem Rückzug wurden in den Dörfern 1500 amerikanische Soldaten in Scheunen, Ställen, Wirtshaussälen und Schulen stationiert. Nach der Einteilung der Besatzungszonen zogen die Amerikaner ab und der Strimmiger Berg fiel wieder unter französische Verwaltung.

Anfang der 20er Jahre verließen viele junge Männer den Ort in Richtung Köln und Ruhrgebiet, da man dort in Fabriken und Zechen Geld verdienen konnte. Nachdem 1923 die Franzosen und Belgier das Ruhrgebiet besetzt hatten, kamen die Männer wieder nach Hause. Wie auch im restlichen Deutschland wurden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen eingeführt. Mehrere Wege wurden mittels des Ruhrgeldes gebaut. Auf Grund der Inflation verdiente ein 21-jähriger Arbeiter bis zu 35.000 Mark je Tag. Zuerst gingen die Strimmiger nach Köln, jetzt kamen die Kölner nach Strimmig, um zu hamstern, stehlen und zu tauschen. Doch auf Grund des geringen Werts des Geldes gaben die Bauern nichts mehr her.

Hierzu heißt es in einer Chronik …wenn man Geld bekommt, muss man sofort etwas dafür kaufen... …der Kurs ändert sich mehrmals täglich. Zurzeit bezahlt man für 1 amerikanischen Dollar 4 Billionen Mark, für 1 franz. Franc 1 Bill hundert Mill wofür man vorher 4,20 Mark bzw. 80 Pfg. zahlte. …ein 3½ Pfd Brot kostet 170 Millionen, ein Pfd. Butter 1-2 Billionen… Täglich kommen Leute von der Mosel und bieten Zucker, Wein- /brand zum Tausch… Die Rechnungen werden in Frucht berechnet, da Hafer, Gerste und Weizen sehr begehrt sind.


Zweiter Weltkrieg 

Der 2. Weltkrieg begann am 1. September 1939. Beim Ort befand sich eine Flakstellung, um Koblenz vor Luftangriffen der Alliierten zu schützen. Bereits am 26./27. August mussten 9 Männer aus Mittelstrimmig die Flugabwehrstelle (FLUWA) auf dem Galgenflur besetzen. Aus Mittelstrimmig wurden bis 1942 etwa 75 Männer eingezogen. 28 fielen im Krieg (u.a. im Kessel von Stalingrad), weitere 17 sind vermisst. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zählte Mittelstrimmig 530 Einwohner. Mittelstrimmig und Forst blieben als einzige Dörfer von Bomben und Granaten verschont. Einzig ein Pilot (R. von Engelhard) dessen Maschine von einem britischen Bomber getroffen wurde, stürzte Sonntags Nachmittags auf Mittelstrimmiger Gemarkung ab. Als der Krieg 1943 auch Koblenz erreichte, flüchteten die Leute in Schieferhöhlen und selbstgebaute Bretterbuden.


Gegenwart

Seit 1946 ist Mittelstrimmig Teil des neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Vor 1970 gehörte der Ort zur Verbandsgemeinde Senheim und nach der Verwaltungsreform des Landes, zur neu geschaffenen Verbandsgemeinde Zell im Kreis Cochem-Zell.

 Das Leben in Mittelstrimmig ist wie in anderen Dörfern geprägt von den Vereinen. Fast alle Vereine haben als Ortsbezeichnung „Strimmig“. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen in Mittelstrimmig zählt die Maikirmes, die am 2. Wochenende im Mai stattfindet. Eine Veranstaltung von überregionaler Bedeutung bildet die IVV-Wanderung am 2 oder 3. Wochenende im September. Hierzu treffen sich Wanderfreunde aus ganz Rheinland-Pfalz, Hessen, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden.

Quelle: Wikipedia.de