Römischer Weihestein zählt zu den wichtigsten Funden
Archäologie Interessante Wanderung auf den Strimmiger Berg litt ein wenig unter den niedrigen Temperaturen
Den spätkeltisch-römischen Gräberfeldern auf der Spur: Zu einer interessanten archäologischen Wanderung auf den Strimmiger Berg hatte der Archäologieverein Arrata zusammen mit dem Heimatverein Mittelstrimmig und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz eingeladen. Da der Arrata-Referent kurzfristig abgesagt hatte, übernahm der Mittelstrimmiger Hobbyarchäologe Karl-Rainer Manderscheid kurzerhand die Führung. Wegen der winterlichen Temperaturen fiel die Wanderung allerdings aus, und die 15 Interessierten fuhren mit den Autos zu den Ausgrabungsstätten.
Erste Anlaufstelle waren die unweit von Mittelstrimmig gelegenen spätkeltisch-römischen Gräberfelder. Die zwischen 100 vor Christus bis 200 nach Christus entstandenen Beerdigungsstätten wurden bei Ausgrabungen im Jahr 2011 freigelegt. Entdeckt wurden neben den Verbrennungsstätten auch Tongefäße wie Urnen und Grabbeigaben. Die Freilegung solcher Grabgärten sei einzigartig in Rheinland-Pfalz, so Manderscheid.
Bereits 2006 wurden in Mittelstrimmig so genannte geomagnetische Bodenprospektionen – Widerstandsmessungen im Erdreich – durchgeführt, bei denen die Archäologen auf sensationelle Ergebnisse stießen. Eine Fläche von rund 40 Hektar Ackerland zeigt anhand der Messergebnisse nachweislich ein größeres Straßendorf (Vicus) mit einer Festung und mehreren Tempelanlagen. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus war Mittelstrimmig ein wichtiges Verkehrs- und Handelszentrum. Verkehrsgünstig gelegen, verband die Handelsstraße durch Mittelstrimmig die Fernwege Mosel-Eifel und Mosel-Hunsrück miteinander. Außerdem verfügte der Ort über oberirdische Manganvorkommen, die zur Waffenherstellung unerlässlich waren.
Zu den bedeutendsten Funden gehört bisher ein römischer Weihestein, durch dessen Inschrift die Errichtung einer Kleinfestung (Burgus) auf den 23. Mai 270 n. Chr. genau datiert werden kann. Das Festungsgebäude hatte eine Größe von 13 mal 18 Metern und war von zwei Gräben umgeben. Weitere spektakuläre Funde stellen zwei Münzschätze dar. In zwei grobkeramischen Gefäßen, die unweit des Burgus gefunden wurden, befanden sich rund 25 000 Münzen aus der Zeit um 400 n. Chr. Der Münzschatz ist eines von 350 Exponaten, die zurzeit im Kunsthistorischen Museum in Magdeburg zum Thema „Otto der Große und das Römische Reich“ gezeigt werden. Mit den Grabungsarbeiten am Burgus wollen die Mittelstrimmiger noch in diesem Jahr beginnen. In Zusammenarbeit mit dem archäologischen Landesamt plant die Gemeinde, den Festungsbau zu rekonstruieren.
Eine Computeranimation zum Siedlungsdorf und der Kleinfestung gibt's im Internet unter www.archaeologie.eu/projekte
RZ Mittelmosel vom Montag, 5. November 2012, Ulrike Platten-Wirtz